Wie mich der Klamottenverzicht in den Minimalismus treibt

Bereits vor einigen Wochen habe ich hier über meine diesjährige Challenge geschrieben. Kurz gesagt möchte ich ein Jahr lang keine neue Kleidung mehr kaufen.

Inzwischen ist fast ein halbes Jahr um und ich muss sagen, es geht mir gut. Eine einzige Ausnahme habe ich für ein paar Schuhe gemacht, die auf Grund von Fußschmerzen nötig waren. Ansonsten bin ich meiner Linie stets treu geblieben. Bin an Wühltischen in Discountern vorbeigegangen, habe ins Haus flatternde Katalog geradewegs in den Müll geschmissen und mich noch viel mehr an meinen alten Klamotten erfreut als je zuvor.

Das Bemerkenswerteste aber ist, dass ich ohne es bewusst zu steuern, plötzlich jeden meiner Einkäufe beginne zu hinterfragen. Von Lebensmitteln einmal abgesehen, gibt es nichts mehr was ich kaufe ohne mich zu fragen „Brauche ich das wirklich?“ Dabei muss ich an die alte Regel meines Vaters denken:

„Wenn du etwas ganz dringend willst, dann denk erst mal ein paar Wochen darüber nach ob du es wirklich brauchst. Wenn du es in zwei Monaten immer noch willst, dann kannst du es dir ja dann kaufen.“


Als Kind war das ganze ja auch noch relativ leicht. Denn man besaß einfach gar kein Geld um sich seine Wünsche zu erfüllen. Also musste man meistens so oder so bis Weihnachten oder bis zu seinem Geburtstag warten. Vermutlich ist das auch der Grund warum die Feste als Kind noch etwas heiliges haben. Man bekommt endlich die Dinge auf die man monatelang gewartet hat.

Wühltische? Nein Danke.

Als Erwachsener mit nicht all zu großen Wünschen und genug Geld um sich spontane Wünsche wie „Ich brauche jetzt dringend diese schöne Bettwäsche“ zu erfüllen, sieht das ganze dann doch schon etwas anders aus. Denn die Werbeindustrie ist auf uns ausgelegt. Nicht umsonst ist werberelevante Zielgruppe die der 14- bis 49-Jährigen. Alles ist darauf ausgerichtet, das wir möglichst viel konsumieren. Denn davon lebt die Wirtschaft ja schließlich.

Die ersten Wochen war es schwer gezielt an den Klamottenwühltischen im Discounter vorbei zu gehen, doch nach ein paar Wochen vereinfachte ich mir die Situation und ging überhaupt nicht mehr an den Wühltischen vorbei. Ich sparte enorm viel Zeit, Energie und Geld bei jedem Einkauf. Natürlich kann es sein, dass ich so ein tolles Angebot verpasse. Doch wie dringend kann das Bedürfnis sein, wenn der Artikel erst vor mir liegen muss, damit ich merke dass ich es brauche?

Weitere Wochen vergingen und die Wühltische ließen mich nicht mehr kalt sondern nervten mich eher. Heute gehe ich mit den Gedanken „Chinamüll, Chinamüll, Chinamüll“ an all den Angeboten vorbei und frage mich wieso ich das vorher nicht gemerkt habe.

Brauche ich wirklich ein neues Nudelsieb?

Das ich nun, wie gesagt auch meinen generellen Konsum hinterfrage, zeigt sich an folgendem Beispiel. Vor ein paar Tagen ging mein feines Nudelsieb beim abtropfen der Erdbeeren kaputt. Der Griff fiel ab. Früher wäre mein erster Gedanke: „Wo bekomme ich ein neues her?“ heute habe ich mich zu erst gefragt: „Kann ich das Nudelsieb auch ohne Griff noch sinnvoll nutzen?“ nach mehrmaligem hin- und her überlegen kam ich zum Entschluss: Nein. Meine zweite Idee „Wäre es mit geringem Aufwand möglich das Nudelsieb so zu reparieren, dass es noch lange hält und weiter spülmaschinentauglich ist?“ Auch das verneinte ich. Also weiter zur 3. Idee: „Wo bekomme ich ein neues Nudelsieb her?“.

Ich dachte an die Worte meines Vaters und beschloss, dass ein Nudelsieb kein all zu dringender Gegenstand in einem Haushalt ist, schon gar nicht wenn es noch ein etwas ungeeigneteres aber dennoch nützliches alternativ Sieb gab. Als ich heute dann sowieso Einkaufen fuhr, schrieb ich dennoch „Nudelsieb“ auf meinen Einkaufszettel. Doch schon im Auto fragte ich mich „Wieso brauche ich jetzt ein neues Nudelsieb? Bisher gab es noch keine Situation wo ich es vermisst habe.“ Also beschloss ich, dass mein Leben vorerst auch ohne Nudelsieb ein erfülltes Leben sein kann.

Tipp:

Um ein Bewusstsein für den eigenen Konsum zu schaffen hier eine einfache Frage? Wie viele von den Gegenständen die sich im selben Raum wie du befinden, brauchst du wirklich?

Brauche ich das Nudelsieb wirklich?

Ein Kommentar zu „Brauche ich das Nudelsieb wirklich?

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