... oder die Kunst des Refraimings

Als ich vor circa 1,5 Jahren den Kurs zum Lebensberater begonnen habe, war ich der typische Pessimist. „Wenn ich nichts erwarte, kann ich auch nicht enttäuscht werden.“ das war mein Leitsatz. Wenn mir etwas schlechtes passiert ist, beschloss ich, dass ich das Unglück eben anziehe. Klar manchmal fragte ich mich auch „Warum habe ich immer Pech?“ aber wirklich nachgedacht habe ich darüber nie. Ist halt Schicksal dachte ich mir.

Eines Abends besprachen wir in unserem Kurs das Thema „Refraiming“. Refraiming kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „den Dingen einen neuen Rahmen geben“ oder Umdeutung.

 

Die Übung

Wir sollten negative Eigenschaften an Menschen aus unserem Umfeld aufschreiben.

Ich begann:

Mein Mann ist faul.

Ich sah es genau vor mir, in der Küche stapelte sich das Geschirr, die Waschmaschine war fertig und einkaufen mussten wir auch noch und mitten drin mein Mann, wie er sich um nichts kümmerte. Ich spürte die Aggression in mir hochsteigen. All die Situationen, in denen ich mich in den letzten Tagen so aufgeregt hatte, kamen mir in den Sinn. Es ist schwer die Emotionen in ein Bild zu fassen, doch dieses Bild trifft es wohl ganz gut.

 

 

 

Nun sollten wir die Sätze umformulieren. Der Inhalt durfte sich nicht verändern, aber der Rahmen.

Ich schrieb:

Mein Mann kann sich gut entspannen.

Schon während ich den Satz schrieb, dachte ich: ja, das kann er. In dem ganzen Chaos kann er ruhig bleiben, das könnte ich gerne auch. Auch die Bilder in meinem Kopf veränderten sich.

Während ich ihn vorher als faulen Couch-Potato gesehen habe, erkannte ich jetzt seine Fähigkeit sich entspannen zu können. Jemand, der auf sich achtet und gut abschalten kann. Dinge, die erstrebenswert sind und eine super Burnout-Prophylaxe. Ich wurde ruhiger und wertete seine Faulheit nun eher als gemütliche Gelassenheit. Auch die Bilder in meinem Kopf veränderten sich.

Diese tolle Übung hat gleich mehrere positive Effekte

  1. Es veränderte die Beziehung zu meinem Mann zum positiven
  2. Meine Wut wurde weniger

Und hier wird auch klar, dass es nicht nur den anderen etwas bringt, wenn wir sie mit anderen Augen sehen. Nein, es ist für uns selbst hilfreich, da wir uns mit viel mehr positiven Emotionen umgeben.

„Das ist doch Schönrederei“

Mag der ein oder andere jetzt sagen. Natürlich, wir sehen die Dinge von einer schöneren Seite und diese Seite ist auch da.

Jede Situation hat zwei Seiten, der Mann kann gleichzeitig faul auf dem Sofa liegen und die Fähigkeit besitzen, sich total gut zu entspannen. Es liegt an uns welcher der beiden Seiten wir unsere Aufmerksamkeit schenken wollen.

 

Was hat das jetzt mit der Bierflasche zu tun?

Reframen bezieht sich nicht nur auf andere Menschen. Mit etwas Übung kann fast jede Situation reframet werden.

Hier ein kleines Alltagsbeispiel.

Als es mir vor einigen Wochen eh schon nicht gut ging, blickte ich in unseren schönen Vorgarten. Mitten im Vorgarten lag eine leere Bierflasche, die ganz bestimmt nicht von uns dort hin befördert wurde.

Faul.. Nein! Entspannt wie ich war, lies ich die Flasche dort ein paar Tage liegen, bis ich sie eines Tages weg räumte. „Für die einen ist es eine Unverschämtheit: Müll in fremde Gärten werfen! Doch für die anderen ist es ein Geschenk: 8 Cent Pfand geschenkt, ohne etwas dafür zu tun.“  dachte ich mir und brachte die Bierflasche lächelnd ins Haus.

Als ich meinem Mann abends am Telefon erzählte, dass jemand eine leere Bierflasche in unseren Garten geworfen hat, meinte der nur „Cool ein Geldgeschenk“. Und da wurde mir klar, mein Mann hat neben seiner persönlichen Burnoutprophylaxe noch so viel weitere positive Eigenschaften. Er beherrscht die Kunst des Reframens ohne zu wissen, was das überhaupt ist.

Diese ist nur eine von vielen Situationen die mir gezeigt hat, wie bestärkend es ist, immer auch die zweite Seite der Medaille zusehen. Wer in jeder Situation das Glück sieht, der verwandelt sich nach und nach vom Pechvogel in einen Glückspilz.

 

Praxistipp:

Sei nicht so hart mit dir selbst, die Kunst des Refraimings zu erlernen erfordert etwas Übung.

Versuche eine Woche lang in einer eigentlich negativen Situation etwas Gutes zu finden. Je länger du übst, desto mehr geht es in Fleisch und Blut über. Und schon bald bist auch du ein Glückspilz!

 

Falls dir mein Artikel gefallen hat, würde ich mich freuen wenn du ihn mit anderen teilst oder einen Kommentar hinterlässt. Vielen Dank 🙂 

Wie mich eine leere Bierflasche im Garten glücklich machte…

8 Kommentare zu „Wie mich eine leere Bierflasche im Garten glücklich machte…

  • 11. Februar 2018 um 21:08 Uhr
    Permalink

    Hallo Eva!

    Dein Blog ist dir inhaltlich und optisch sehr gut gelungen und macht Lust auf mehr. Vor allem finde ich toll, dass du konkrete Beispiele aus deinem Leben einbringst. Dadurch fällt es mir leichter, bei mir selbst entsprechende Situationen zu finden.
    Tatsächlich habe ich vor einem Jahr mit dem Reframen angefangen, ohne den Begriff zu kennen.

    Ich bin gespannt auf weitere Beiträge.

    Viele Grüße aus Mittelhessen!

    Antworten
    • 14. Februar 2018 um 23:00 Uhr
      Permalink

      Hallo Natali,
      schön, dass dir mein Blog so gut gefällt und auch du Freude am Reframen hast.
      Neue Beiträge wird es hier alle zwei Wochen geben 🙂

      Viel Spaß weiterhin beim Lesen!

      Antworten
  • 15. Februar 2018 um 10:12 Uhr
    Permalink

    Hallo Eva,

    ich kann mich dem positiven Kommentar nur anschliessen. Dein Blog gefällt mir sehr gut, und ich freue mich schon auf die nächsten Beiträge.

    LG, Sandra

    Antworten
    • 15. Februar 2018 um 15:20 Uhr
      Permalink

      Schön, dass es dir gefällt! Und viel Spaß weiterhin beim Lesen 🙂

      Antworten
  • 16. Februar 2018 um 20:58 Uhr
    Permalink

    Liebe Eva,

    Dein Artikel über den neuen Rahmen einer leeren Bierflasche gefällt mir sehr gut 🙂 Ich muss gestehen, die Idee sie als Pfand wahrnehmen zu können, wäre mir nicht direkt zugeflogen, … obwohl ich durchaus auch neue Frames setze.

    Sehr kreativ 🙂

    Ich wünsche dir viel Erfolg mit deiner Seite und deiner Praxis,

    Viele Grüße

    Regina Herzog-Visscher

    Antworten
    • 16. Februar 2018 um 23:30 Uhr
      Permalink

      Liebe Regina,
      vielen Dank für dein nettes Feedback. Je öfter ich das Reframen trainiere desto mehr Ideen kommen mir 🙂

      Antworten
  • 27. Februar 2018 um 7:33 Uhr
    Permalink

    Liebe Eva,
    Ich gratuliere Dir ganz herzlich zu Deinem tollen Blog.

    Deine Themen sind gut gewählt, Texte total toll und kurzweilig geschrieben.

    Und ja: ich erinnere mich noch, als Du genau das Beispiel mit Deinem Mann im Kurs bei der Refraimingübung beschrieben hast.

    Seit ich Deinen Beitrag gelesen habe, refraime ich nun auch wieder häufiger. Leider geht uns diese tolle Technik im turbulenten Alltag gerne mal schnell verloren weil sie ja noch nicht ins Leben verinnerlicht ist, da heisst es Üben.

    Danke Dir

    Herzliche Grüsse
    Sabine

    Antworten
    • 27. Februar 2018 um 13:48 Uhr
      Permalink

      Hallo Sabine,
      danke für deinen netten Kommentar.
      Schön, dass du das Reframen auch wieder in deinen Alltag einführst. Gerade die alltäglichen Situationen bieten so viele Gelegenheiten es zu trainieren, und mir der Zeit geht es in Herz und Blut über!

      Viel Spaß weiterhin mit dem Blog!

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.